Inside.it.ch News RSSMaurizio Campagnaro (links) und Patrik Rogg Business IT will mehr als ein IT-Systemhaus sein. Aber was denn? Patrik Rogg und Maurizio Campagnaro erläutern die Strategie. Man könnte meinen, die erst 1999 gegründete Firma Business IT sei ein klassischer PC-Händler. Denn der IT-Dienstleister taucht immer wieder als Gewinner von grossen Workplace-Ausschreibungen auf. Doch das Unternehmen ist auch mit dem Slogan "Multi Cloud" im Markt präsent. CTO Patrik Rogg und Maurizio Campagnaro, MD von Business IT Zürich, haben sich in einem Hintergrundgespräch unseren Fragen gestellt. Wo steht Business IT auf dem Weg vom IT-Systemhaus zum IT-Service-Provider und "trusted Advisor"? "Heute machen die Handelserträge noch achtzig Prozent des Umsatzes von Business IT aus", so Maurizio Campagnaro offenherzig. "Schaut man aber die wirklich wichtige Zahl an, nämlich den Deckungsbeitrag, so sieht es anders aus. 60 Prozent stammen aus dem Service-Geschäft." Multi Cloud Experience Plattform: "Einzigartig in Europa""Wir sind ein IT-Dienstleiter, der sich bereits seit mehreren Jahren in Wachstumsmärkten stark macht", fasst Rogg die Strategie von Business IT zusammen. "Wir unterstützen den Kunden bei Modern DataCenter-Architekturen, geeigneten Cloud Lösungen und im DevOps-Bereich und wir bieten Consulting und Engineering Dienstleistungen bis hin zu Support und Betrieb." Business IT will sich im Thema Multi Cloud etablieren und hat dazu die "Multi Cloud Experience Plattform" (MEP) kreiert. Zusammen mit vier Herstellern, nämlich Equinix, HPE, VMware und Veeam hat der Dienstleister eine integrierte Plattform gebaut, auf der die Hersteller selbst, aber auch Business IT Use Cases testen und den Kunden zeigen können. Rogg: "Wir haben MEP nicht nur für die Kunden gebaut, sondern für die vier Vendors und auch für uns selbst. Der Kunde kommt dann ins Spiel, wenn er einen "Proof of Concept" umsetzen will. Die Plattform setzen wir aber selbstverständlich auch für Kunden-Workshops ein. Wir wollen den Kunden aufzeigen, wie wir seine spezifischen Anforderungen bezüglich Cloud-Services und Automation erfüllen können." Die Kunden seien heute eben auch eher bereit, für Beratung zu bezahlen. Rogg: "Der Kunde fragt eher um Hilfe beim Thema IT-Architektur, denn er sieht, dass das Thema komplexer geworden ist und als flexible Basis dient für sämtliche Anforderungen des Business. Deshalb wird eher verstanden, dass Consulting einen Preis hat", antwortete Rogg auf die Frage, ob damit Geld zu verdienen sei. Mut zum FokusBusiness IT lässt sich die Transformation vom klassischen IT-Dienstleister mit hohem Handelsanteil hin zum Consultant etwas kosten. Alleine ins Lab hat das Unternehmen zusätzlich etwa eine halbe Million Franken investiert, sagt Rogg. Dazu kommen Investitionen in Mitarbeitende, wie Campagnaro betont. Rogg: "Als wir 2016 beschlossen, das Thema Multi Cloud anzupacken, war uns klar, dass wir zusätzliche Spezialisten brauchen." Ob es viel Mut brauchte, in ein neues Geschäft einzusteigen, wollte wir vom CTO von Business IT wissen. Seine Antwort: "Wenn es Mut brauchte, dann der Mut zum Fokus. Den Fokus auf wenige Hersteller und den Fokus auf ein Thema." Die Ausrichtung, klassische IaaS Cloud-Services auf einer eigenen Cloud-Infrastruktur anzubieten, sei damit gestorben. Die Multi Cloud Experience Plattform sei schon jetzt ein Erfolg, sagt Rogg. "Sie ist im ganzen EMEA-Raum einzigartig. Speziell ist, dass Equinix, Veeam, VMware und HPE zusammen mit Business IT die Plattform aufgebaut haben, stetig weiterentwickeln und gemeinsam Best Practices definieren." Campagnaro stösst ins gleiche Horn: Die Hersteller sagen uns, so etwas habe es noch nie gegeben. Und sie wird schon heute über die Schweiz hinaus genutzt. "Der Weg zu Multi Cloud führt über eine Private Cloud"Business IT hat sich den Begriff "Multi Cloud" auf die Segel geschrieben und bietet als Basis im Grunde genommen Beratung für den Bau einer modernen privaten Cloud an. "Wir sagen primär, dass Kunden, die effizient und erfolgreich Cloud-Services nutzen wollen, zuerst die Hausaufgaben machen müssen. Kernapplikationen werden verständlicherweise bei den meisten unserer Kunden auch weiterhin auf einer eigenen Infrastruktur betrieben," sagt Rogg. Mit einer Orchestrierungsplattform könne man dann gezielt Services in Public Clouds skalieren oder aus Public Clouds beziehen. Er denkt dabei vor allem an Office-Lösungen, Datenanalyse oder den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Rogg: "Big Data kann endlich mit ergänzenden Analytics- und KI-Services vernünftig weiter verwendet werden." Doch Services aus Public Clouds zu beziehen hat natürlich auch Fallstricke, betont der Technologie-Chef von Business IT. Und er kritisiert die IT-Fachpresse. Obwohl es immer wieder zu massiven Ausfällen und nachweisbaren Datenverlusten bei den grossen Public Clouds gekommen ist, fasse die Presse die Hyperscaler durchwegs mit Samt-Handschuhen an, findet Rogg. Zudem sei der Dschungel der verschiedenen Lizenzen schwierig zu verstehen. "Die Idee, dass man dank Cloud-Services IT-Knowhow einsparen kann, ist völlig falsch," so Rogg. Digitalisierungshype als GefahrRoggs Analyse des Schweizer IT-Marktes ist interessant. Denn er hat beobachtet, dass der Lärm um die digitale Transformation nicht wenig Verwirrung ausgelöst hat. Rogg: "Es ist zwar unbestritten, dass der digitale Wandel nicht ausschliesslich mit Informationstechnologie zu tun hat. Am Schluss landen die resultierenden Projekte aber trotzdem immer auf dem Pult des CIOs, denn für die tatsächliche Umsetzung der Automatisierungs-Projekte braucht es in jedem Fall den Einsatz von IT Technologie." Es sei somit keine gute Idee für einen CIO, auf das Business zu warten, bis er beginnt, sich für die digitale Transformation zu rüsten, betont Rogg: "Warten bis auch der Letzte in der eigenen Unternehmung bereit ist für den digitalen Wandel ist kein Thema". Rogg glaubt an die Zukunft von Business IT. "Wir haben nun den Technologie-Stack von Enduser-Computer und Workplace bis hin zu modernen Datacenter und der Einbindung von Public Cloud Services. Und wir fokussieren auf wenige Hersteller und Technologien. Das nutzen wir dazu, Hersteller-übergreifende, integrierte Services zu entwickeln. Der Kunde kann sich entscheiden, ob er neue Services bei uns beziehen will oder ob er selbst neue Kompetenzen aufbauen will und dafür die klassischen Services über uns beziehen will." Die Risiken seien überschaubar, sagen sowohl Campagnaro wie auch Rogg. Das grösste Risiko sieht Rogg in der Verwirrung des Markts und des resultierenden Zeitverlustes. Dass Kunden nicht wüssten, wo sie anfangen sollen, um die digitale Transformation anpacken zu können, und weil sie glauben, dass sie für jedes Projekt zuerst das Mindset ihrer Firma ändern müssten. Warten ist kein Thema! (Christoph Hugenschmidt)

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