chip.de Top NewsVielversprechender Ansatz mit Tücken im Detail Bei häuslicher Gewalt, wie sie Doris K. und Christina B. erlebt haben, handelt es sich um einen dynamischen, in den meisten Fällen sehr lange andauernden Prozess. Opfer müssen dabei erst einmal die Kraft aufbringen, sich gegen ihren Peiniger zu wehren und sich Hilfe im Umfeld zu suchen.Im Grunde genommen finde ich den Ansatz der Organisation „UN Women“ ganz interessant.Allerdings bin ich mir unsicher, ob Amazon in der Entwicklung mitwirken wird und seinen Echo zur Verfügung stellt. Auf mehrfache Anfragen meinerseits hat Amazon nicht reagiert.Führt Amazon den Echo of Help doch ein, wird der Handelsgigant auch Werbung machen, bzw. die Medienhäuser groß darüber berichten.Zu bedenken gilt: Einerseits hat nicht jedes Opfer von häuslicher Gewalt einen Amazon Echo zuhause, andererseits wird ein Täter, der die Echo of Help Kampagne kennt, sich sicherlich keinen Echo anschaffen oder den vorhandenen einfach entsorgen.Bettina Metz von den UN Women geht davon aus, dass Betroffene den Echo eher nutzen, wenn er schon im Haushalt vorhanden ist, anstatt sich diesen extra zuzulegen.Egal ob zugekauft oder schon vorhanden: Für das Opfer, das sich die Funktion installiert hat und vom Täter erwischt wird, könnte eine weitere Gewaltwelle folgen, die im schlimmsten Fall tödlich enden kann.Eine zusätzliche Hemmschwelle stellt die Technik dar, die erst eingestellt werden muss. Die Einrichtung solcher Aktivierungswörter ist nicht trivial und stellt damit wohl für viele eine zu hohe Hürde dar.Was zu einem weiteren Problem führt: Viele Opfer werden vom Täter systematisch vom Umfeld isoliert, haben keine engen Bindungen mehr und keine Menschen, denen sie etwas anvertrauen würden.Die Polizei fällt beim Echo of Help als Notfallkontakt weg.Sollte der Kontakt zu Familie und Freunden doch bestehen, ist es oft so, dass diese in vielen Fällen nicht einmal Bescheid wissen. Bekommen Angehörige auf einmal eine SMS mit „Ruf die Polizei“ oder „Bitte hilf mir“, bin ich mir nicht sicher, ob sie diese ernst nehmen.Sind Familienmitglieder allerdings eingeweiht und können dadurch die Polizei verständigen, die eingreifen kann, ist das sicherlich eine gute Sache.Aber: Opfer wollen oft keine Außenstehenden mit reinziehen, sie wissen vielleicht noch nicht, ob sie die Kraft haben, den Täter tatsächlich zu verlassen. Erzählt das Opfer die Gewalttaten dem sozialen Umfeld, werden diese auf das Opfer einreden, es zu Handlungen drängen. Viele Opfer sind psychisch labil und möchten sich dem Stress, sich rechtfertigen zu müssen, nicht aussetzen.Ich finde, hier sind die großen Konzerne wie Amazon, Google und Apple gefragt, die Millionen Geräte mit smarten Assistenten ausstatten, diese Technik auch für sinnvolleres als den Wetterbericht oder die Klamottenbestellung weiterzuentwickeln.

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