Heise Top NewsDer den deutschen Banken gehörende Bezahldienst Paydirekt soll den ebenfalls zu deutschen Banken gehörigen Dienst Giropay übernehmen. Beide Dienste würden zunächst aber weiter bestehen: Paydirekt werde dann künftig das Bezahlverfahren von Giropay bereitstellen, heißt es in einer Mitteilung. Damit wollen die Banken ihre Girokonto-basierten Dienste bündeln. Sofern die Wettbewerbshüter keine Einwände haben, soll die Übernahme ab ersten Dezember wirksam werden. Für Kunden und Händler werde sich erst einmal aber nichts ändern. Dauerhaft zwei Verfahren? Die große Frage ist, ob auch langfristig beide Marken nebeneinander weitergeführt werden. Beide Bezahlverfahren unterscheiden sich auch in der Authentifizierungsweise – für Paydirekt wird ein registrierter Account mit Nutzernamen und Passwort benötigt, Giropay hingegen verzichtet auf Accounts und setzt auf das PIN/TAN-Verfahren aus dem Online-Banking. Auch das soll zunächst so belassen werden. "Durch die Verbindung von giropay und paydirekt werden Endkunden zukünftig bei vielen weiteren Händlern direkt vom Konto zahlen können und hierfür verschiedene benutzerfreundliche und etablierte Authentifizierungsverfahren wie PIN und TAN, Benutzername und Passwort oder biometrische Verfahren nutzen können", sagte Paydirekt-Chef Christian von Hammel-Bonten. Eine Sprecherin von Paydirekt führte aus, dass sich beide Verfahren ergänzten und "bis auf weiteres" uneingeschränkt parallel weiterliefen. Projekt "#DK" Branchenkenner gehen davon aus, dass die Banken mit der Übernahme an ihrem Projekt "#DK" feilen – dem Versuch, der deutschen Kreditwirtschaft, doch noch einmal einen schlagkräftigen Online-Bezahldienst aufzubauen, der Platzhirsch Paypal wirklich die Stirn bieten kann. Bereits vergangenes Jahr wurde bekannt, dass die Banken daran arbeiten, ihren Wildwuchs an Diensten unter einem Dach zu bündeln. Entsprechend wird auch schon spekuliert, ob der P2P-Zahlungsdienst Kwitt sowie Girocard, im Volksmund noch gern EC-Karte genannt, bald auch mit von der Payment-Partie sind und in das große Ganze eingehen werden. Letztlich müsse das alles sowieso in ein europäisches Verfahren münden, wird schon seit längerem etwa von der Bundesbank gefordert. Verschwindet Paydirekt? Der Konsolidierung der Verfahren könnte als Erstes der Markenname Paydirekt zum Opfer fallen, berichtet das Fachblog Finanzszene. So werde in einem internen Newsletter der Sparkasse angekündigt, dass es im Herbst und Winter keine Marketing-Kampagnen für Paydirekt geben soll. Grund sei die "Umsetzung der Markteinführung unserer künftigen Marke für das digitale Bezahlen". Verwunderlich wäre das nicht. Das Gemeinschaftsprojekt Paydirekt ist letztlich am Anspruch, signifikante Anteile im Heimmarkt zu erobern, krachend gescheitert. Der 2015 gestartete Dienst hat eigenen Angaben nach derzeit 3,5 Millionen Nutzer und 10.500 angeschlossene Händler. Wie fleißig diese Paydirekt verwenden, ist unklar – seit Gründung wurden noch nie Angaben gemacht, wie hoch Transaktionszahlen und Volumina liegen. In Studien zum deutschen Payment-Markt liegt der Marktanteil meistens im eher homöopathischen Bereich unter "Sonstige". Zum Vergleich: Paypal hat in Deutschland eigenen Angaben nach rund 25,6 Millionen aktive Kunden und erreicht Marktanteile um die 20 Prozent. Ein wenig besser als Paydirekt scheint der 2005 gegründete Dienst Giropay dazustehen, auch wenn dieser zuletzt allenfalls stiefmütterlich gefördert wurde. In Zeiten der Corona-Krise wickele man monatlich inzwischen über eine Million Transaktionen ab, hieß es noch im Mai. Anders als Paydirekt ist Giropay prinzipiell auch für alle deutschen Bankkunden verfügbar – dank der seit der Bezahlrichtlinie PSD2 verpflichtenden Schnittstelle für Zahlungsauslösedienste, die Banken bereitstellen müssen. Natürlich muss aber auch der jeweilige Händler Giropay unterstützen. [UPDATE, 31.08.2020, 17:30] Die Meldung wurde mit Stellungnahme von Paydirekt ergänzt. (axk) Zur Startseite

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