Heise Top NewsEine Forschungsgruppe hat herausgefunden, warum ein Teil aller Weißen Zwergsterne für Milliarden Jahre nicht weiter abkühlt und sind der Ansicht, Lehrbücher müssten deshalb umgeschrieben werden. Die Erkenntnis habe Auswirkungen auf die Altersbestimmung von Sternenpopulationen und das Bild, das wir von der Entstehung der Milchstraße haben, meint der Astrophysiker Sihao Cheng vom Institute for Advanced Study, der an der Arbeit beteiligt war. Er war schon 2019 für die Entdeckung jener Weißen Zwerge verantwortlich, die dem klassischen Bild langsam abkühlender Himmelskörper merklich widersprechen. Stattdessen bleiben sie für bis zu acht Milliarden Jahre heißer als erwartet, was vor allem auch Folgen für die Altersbestimmung hat. Anzeige Altersbestimmung ungenau Bislang sei man davon ausgegangen, dass die Weißen Zwergsterne nach ihrer Entstehung langsam von innen nach außen frieren und dadurch kontinuierlich abkühlen. Weil dieser Prozess nach festen Gesetzen abzulaufen schien, wurde der Sterntyp "routinemäßig" zur Altersbestimmung benutzt, schreibt die Forschungsgruppe. Wenn ein Teil dieser Sterne den Tod aber regelrecht überlistet, wie es das Institute for Advanced Study ausdrückt, müssten diese Altersangaben überprüft werden. "Diese Arbeit wird eine Überarbeitung der Lehrbücher für Astronomie erforderlich machen", meint Cheng. Es sei zu hoffen, dass die Arbeit jetzt auch Anlass ist, "die Methoden zur Berechnung des Alters von Sternpopulationen neu zu bewerten". Der im Fachmagazin Nature vorgeschlagene Prozess sieht vor, dass bei diesen speziellen Weißen Zwergen – anders als beim Rest – das dichte Plasma im Inneren nicht von innen nach außen zufriert. Stattdessen bilden sich demnach Kristalle, die weniger dicht sind als der Rest und deswegen aufsteigen. Durch diesen Materialtausch entstehe genügend Energie, um das Abkühlen und damit den Alterungsprozess für Milliarden Jahre anzuhalten. Im Prinzip entspreche das dem, was wir jeden Tag in Trinkgläsern beobachten können, meint die Gruppe um Cheng. Nicht erklären kann sie aber, warum das nur bei einigen Weißen Zwergsternen so abläuft und bei anderen nicht. Zusammenhängen könnte das mit der Zusammensetzung der Himmelskörper, spekulieren sie. Weiße Zwerge sind die dichtesten Sterne überhaupt, die aus normaler Materie bestehen. Sie sind etwa so groß wie die Erde, aber eine Million Mal massereicher und bilden das Endstadium in der Entwicklung von sonnenähnlichen Sternen. Wenn die altern, blähen sie sich zu Roten Riesen auf und verlieren schließlich alles äußere Material. Übrig bleiben die extrem dichten und anfangs extrem heißen Weißen Zwerge. In der Milchstraße steht dieses Schicksal etwa 97 Prozent aller Sterne bevor. Die bislang nur theoretisch beschrieben Spätphase komplett abgekühlter Weißer Sterne kann nicht experimentell bestätigt werden, dafür ist unser Universum nicht einmal ansatzweise alt genug. (mho) Zur Startseite

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