chip.de Top NewsEiner der frühesten und vermutlich größten Spoiler, der ohne den Einfluss des Internets stattgefunden hat, wurde 1962 dokumentiert. Damals ließ der Kabarettist Wolfgang Neuss eine Anzeige mit den Worten "Der Borsche war's" in mehreren Medien schalten. Damit verriet er den Mörder des Films "Das Halstuch" von Francis Durbridge, der in der ARD gezeigt wurde und Massen an Zuschauern vor den Bildschirm lockte. Neuss wollte damit die Leute weg von "Das Halstuch" vor dem Fernseher und hin zu seinem eigenen Film "Genosse Münchhausen" ins Kino bringen. Als "Lohn" gab es von allen Seiten ausschweifende Hasswellen samt eines glücklicherweise gescheiterten Bombentattentats auf Neuss.Genau dieser Fall zeigt, was Spoiler auslösen: Wut. Sie erreichen uns gerade dann, wenn wir es am wenigsten erwarten. Wir sind dann weniger über das Verraten des eigentlichen Story-Twists erzürnt, sondern darüber, dass wir selbst keinen Einfluss auf diesen "Informationsgewinn" hatten. Diese Wut muss aber nicht ausschließen, dass eine Geschichte nach dem Spoiler nicht noch genossen werden kann. Genau so wenig, wie sie als Plattform für ein Angriff auf einen Menschen dienen sollte.Dass geniale Filme, Serien, Games und Bücher auch noch weit über das erste Konsumieren hin überdauern und vor Spoilern gefeit sind, liegt daran, dass sie sich nicht nur auf einen großen Twist stützen, sondern auch noch abseits davon überzeugende Charaktere, eine gute Erzählweise und spannende Handlungen bieten. Sonst würde heutzutage niemand mehr große Werke wie "Die Verurteilten", "Anna Karenina", "Die Sopranos" oder so viele andere zum wiederholten Male genießen.

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